Welches Konzept ist das beste?
Kindergarten-Konzepte sind so verschieden wie die Kinder selbst. Es gibt dabei keine Konzepte, die „besser“ oder „schlechter“ sind – sie sind einfach nur anders. Grund für diese Vielfalt an unterschiedlichen Konzepten sind verschiedene pädagogische Ansätze, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Welches Kindergarten-Konzept für ein Kind am besten passt, hängt ganz von seinem Charakter und seinen Bedürfnissen ab. Wir haben ein bisschen recherchiert und uns 8 Kindergarten-Konzepte rausgesucht, die wir euch hier gerne vorstellen möchten.
Übrigens: Im KIVAN Elternportal lassen sich für jede Kita Informationen hinterlegen. Dazu gehören z.B. die Lage oder Öffnungszeiten, Kontaktdaten der Ansprechpartner und auch Informationen zum pädagogischen Konzept. Eltern, die sich auf ein pädagogisches Konzept fokussiert haben, können also direkt bei der Kita-Platz-Suche darauf achten.
Der Waldorfkindergarten
Konzipiert wurde die Waldorfpädagogik von Rudolf Steiner um 1920. Sie basiert auf der ebenfalls von Steiner begründeten Anthroposophie, einer spirituellen und esoterischen Weltanschauung. Hauptziel ist die individuelle und ganzheitliche Entwicklung von Körper, Seele und Geist. Das Modell Waldorf geht über die Kindergartenzeit hinaus, weshalb nicht selten direkt im Anschluss der Besuch einer Waldorfschule ansteht.
Lernen durch Beobachten und Nachahmen. Das ist der wichtigste Bestandteil der Waldorfpädagogik. Die Auffassungsgabe des Kindes bildet die Grundlage des Modells. Eltern und ErzieherInnen haben demnach eine starke Vorbildfunktion und müssen die Umwelt der Kinder so gestalten, dass diese für sie nachahmungswürdig wird. Ein weiterer Fokus liegt auf der musikalischen und kreativen Entwicklung des Kindes. Der Tagesablauf folgt einem festen Rhythmus und ist gut strukturiert. Die Themen des Kindergarten-Alltags sind durch die verschiedenen Jahreszeiten geprägt.
Das Montessori-Konzept
„Hilf mir, es selbst zu tun.“
So lautet der Grundsatz des pädagogischen Modells, welches nach der italienischen Ärztin Maria Montessori benannt ist. Im Mittelpunkt steht das eigenständige Lernen. Die Kinder bestimmen selbst, wie lange sie sich mit welcher Tätigkeit beschäftigen wollen. ErzieherInnen greifen nur sehr wenig ins Geschehen ein, sie fungieren vielmehr als Beobachter. Die Kleinen lernen dadurch, Entscheidungen selbst zu treffen, ihre Fehler alleine zu korrigieren und erhalten die Fähigkeit zu eigenständigem Lernen und Handeln.
Auch das Spielzeug in einem Montessori-Kindergarten ist besonders und hat einen „Aufforderungscharakter“, welcher den Bewegungs- und Entdeckungsdrang des Kindes anregt. Diese speziellen Montessori-Materialien sind in verschiedene Bereiche unterteilt: Sinnesbildung, Sprachförderung, mathematisches Verständnis, Bewegungsspielzeug und viele mehr.
In der Montessori-Pädagogik ist das Kind der Hauptakteur seines eigenen Lernweges, der sich nicht an vorgegebene Pläne hält sondern die individuellen Interessen und Bedürfnissen des Kindes berücksichtigt.
Der Waldkindergarten
Ausgestattet mit wetterfester Kleidung und einem Rucksack mit Proviant, Wechselsachen und einer Sitzunterlage starten die Kinder einer Waldkita in den Tag. Das Konzept stammt aus Skandinavien – Der allererste Waldkindergarten entstand 1950 in Dänemark. Egal wie das Wetter ist, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Im Waldkindergarten sind die Kids den ganzen Tag an der frischen Luft. Nur bei wirklich starkem Regen, Gewitter oder anderweitig gefährlichen Wetterlagen, können sich die Kinder und ihre ErzieherInnen in Hütten oder Bauwägen zurückziehen.
Puppen, Bausteine und Malsachen gibt es hier nicht – gespielt wird mit dem, was die Natur hergibt: Matsch, Käfer, Steine, Stöcke etc. So erleben die Kinder die Natur hautnah und können ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen. Das Naturverständnis wird gefördert und durch die ständige Bewegung und den Aufenthalt im freien werden Immunsystem und Abwehrkräfte gestärkt. Natürlich gibt es bei einer Kita ohne räumliche Grenzen und viel Freiraum gewisse Regeln zu beachten, die sicherstellen, dass sich niemand verletzt oder verloren geht.
Der Situations-Ansatz
Dieses Modell kommt mittlerweile in den meisten Kindertageseinrichtungen zum Einsatz. Es stellt soziales Lernen und alltägliche Lebensbedingungen der Kinder in den Mittelpunkt. Dass heißt, dass jedes Kind mit seinen sozialen und kulturellen Wurzeln in den Kita-Alltag einbezogen wird. Je nachdem also, welche Themen die Kinder aktuell beschäftigen, gestaltet sich auch der Tagesablauf mit entsprechenden Projekten und Spielen. Interessieren sich die Kinder beispielsweise für die Herkunft der Milch, könnte das Projekt lauten: „Wir besuchen einen Bauernhof“.
Alle Interessen der Kinder werden aufgegriffen und so gut wie möglich umgesetzt. Im Situations-Ansatz spielt außerdem die Kommunikation auf Augenhöhe eine bedeutende Rolle: Die Kinder haben ebenso eine Stimme, wie die Erwachsenen und tragen somit entscheidend zur Themenwahl bei.
Die Freinet Pädagogik
Entwickelt in Südfrankreich von den Eheleuten Celestin und Elise Freinet, wird dieser Ansatz seit 1979 in Kitas praktiziert. Vier Grundsätze leiten das Freinet-Konzept an:
- Die freie Entfaltung der Persönlichkeit
- Die kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt
- Die Selbstverantwortung des Kindes
- Die gegenseitige Verantwortlichkeit
Dieser pädagogische Ansatz fokussiert sich ebenfalls stark auf die Bedürfnisse der Kinder und geht sogar noch einen Schritt weiter: Die Kinder übernehmen selbst die Regie über ihre Entwicklung. Sie entdecken ihre ganz persönlichen Stärken und gewinnen dadurch Selbstvertrauen. Die ErzieherInnen richten sich nach den Kindern. Wenn ein Kind beispielsweise nicht am Tisch, sondern auf dem Boden essen möchte, wird ihm das Essen dorthin gebracht. Auch über die Notwendigkeit eines Mittagsschlafes entscheiden die Kinder komplett selbstständig. Am Ende des Tages soll ein Kind mithilfe des Freinet-Ansatzes selbstverantwortliches Handeln erlernen und sich als kompetente Persönlichkeit erleben.
Der spielzeugfreie Kindergarten
Ein Kindergarten ohne Spielzeug ist wie ein Frühstück ohne Nutella: unvorstellbar! Oder doch nicht? Das Konzept des spielzeugfreien Kindergartens existiert seit 1992 und entstand aus den Überlegungen, dass Kinder in einer stets wachsenden Konsumgesellschaft aufwachsen. Dadurch seien sie kaum noch dazu in der Lage, eigene Kompetenzen zur Lösung von Problemen zu entwickeln.
Eine Kita ohne Spielzeug wirkt diesem Phänomen entgegen, indem die Kinder zum eigenständigen Spielen animiert werden. Ziel dabei ist es, ihre Fantasie und Kreativität anzuregen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Bedürfnisse zu spüren. Die Kinder dürfen auch eigene Materialien von zu Hause mitbringen, die ErzieherInnen wollen so wenig Vorgaben wie möglich machen. Das Modell der spielzeugfreien Kita wird meist auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt und die Kinder auf den Spielzeugentzug vorbereitet. Puppen, Bausteine und Spielzeugautos werden also nicht komplett verbannt.
Der Integrationskindergarten
Rücksicht und Toleranz sind die Schlagworte dieses Ansatzes. In einem Integrationskindergarten erfolgt eine gemeinsame Betreuung von Kinder mit und ohne Behinderung. Dabei sind alle gleichberechtigt und werden in alle Aktivitäten eingebunden. Die Idee dieser Kindergartenform basiert auf der Erkenntnis, dass alle Kinder voneinander lernen können, egal ob mit Behinderung oder ohne. Für jene Kinder mit Einschränkungen stellt die Integration ein Gefühl von Zugehörigkeit dar und stärkt zudem das Selbstbewusstsein. Für „normale“ Kinder bedeutet es eine Steigerung der Akzeptanz gegenüber Menschen, die anders sind. Auch das soziale Bewusstsein profitiert von diesem Ansatz: Die Kinder entwickeln gegenüber den „Schwächeren“ ein Verantwortungsbewusstsein und helfen ihnen bei Dingen, die sie selber schon schneller erlernt haben.
Selbstverständlich braucht es für dieses Konzept speziell ausgebildete ErzieherInnen und PädagogInnen, die sich mit den unterschiedlichen Bedürfnissen der Integrationskinder auskennen und darauf eingehen können. Sie sind natürlich ebenso für die anderen Kinder da und sorgen dafür, dass alle gut miteinander auskommen und sich verstehen.
Der Bewegungskindergarten
Immer häufiger tritt bei Kindern ein starker Bewegungsmangel auf, der für bleibende Schäden sorgen kann: Adipositas, Diabetes, Haltungsschäden, mangelnde körperliche Fitness, geringere Leistungsfähigkeit etc. Dabei haben Kinder einen instinktiven Bewegungsdrang, den sie ausleben müssen. An diesem Punkt knüpft das Konzept des Bewegungskindergartens an.
In der Theorie besagt das Konzept, dass der Mensch nur als Ganzheit vorstellbar ist. Denken, Fühlen, Handeln, Wahrnehmung und Bewegung sind dabei miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Das Konzept folgt dem pädagogischen Ansatz „selbstbestimmtes Lernen durch Bewegung“. Demnach muss im Kindergarten eine Umgebung geschaffen werden, welche die Eigenaktivität der Kinder ermöglicht. Die Raumgestaltung sollte sehr unterschiedlich ausfallen und die Kindern müssen selbst entscheiden dürfen, ob und in welchen Raum sie gehen wollen.
Die Ziele und Aufgaben des Bewegungskindergartens sind sehr vielfältig. Im Mittelpunkt steht natürlich dem Bewegungsbedürfnis der Kinder entgegenzukommen und ihnen mit kindgerechten Spielen und Angeboten ausreichend Möglichkeiten zu bieten. Aber auch andere Fertigkeiten haben in diesem Konzept einen besonderen Stellenwert: Erweiterung und Verbesserung der motorischen Fähigkeiten; die Auseinandersetzung mit der räumlichen und dinglichen Umwelt oder auch das gemeinsame Spiel von leistungsstärkeren und -schwächeren Kindern.