Interview

Der Jurist Lars Ihlenfeld ist Partner der Kanzlei VEST Rechtsanwälte LLP mit Sitz in Berlin, Hamburg und Leipzig. Er und seine Kollegen beschäftigen sich mit dem großen Themenfeld „Kitarecht“. Im Interview gibt er uns rechtliches Handwerkszeug für den Kitaalltag mit auf den Weg.

In Seminaren und bereits veröffentlichten Büchern wendet sich der Kitarechtler in erster Linie an Kitaleitungen. Ein großes Thema dabei heißt: Strukturen schaffen.

Herr Ihlenfeld, was genau meinen Sie mit „Strukturen schaffen“?

„Kurz gesagt heißt es, dass man sich als Leiter einer Einrichtung seiner vollen Verantwortung bewusst sein muss und bestimmte Regelungen vorzugeben hat. So müssen Leitung und Mitarbeiter nicht jedes Mal überlegen, wie bestimmte Dinge ablaufen, denn Strukturen schaffen Klarheit, Abläufe sind geplant und alle wissen, in welcher Art und Weise sie zu handeln haben. Also: Kitaleitungen sollten sich die Mühe machen und auch den Mut haben, zu überlegen, wie sie welche Abläufe geregelt haben möchten.“

Was passiert, wenn es keine solchen Vorgaben gibt?

„Im besten Fall müssen die Kitaleitungen einfach nur mehr reden und die gleichen Inhalte immer wiederholen. Das kostet allerdings Zeit und Energie, die dann vielleicht an anderer Stelle fehlt. Im schlimmsten Fall riskieren Einrichtungen ein Organisationsverschulden. Kommt es im Kitaalltag zu Aufsichtspflichtverletzungen, die zum Beispiel zu einem Sachschaden oder einer Verletzung des Kindes führen, haftet die unmittelbar verantwortliche Person. Gibt es jedoch von der übergeordneten Stelle keine Vorgaben oder Strukturen, die für Sicherheit und das richtige Verhalten sorgen, kann auch die Kitaleitung oder der Träger zur Verantwortung gezogen werden. Mit anderen Worten: Strukturen schaffen auch (Rechts-)Sicherheiten.“

Wie lassen sich Strukturen wirksam schaffen?

„Wir empfehlen immer, sich am besten im Team zusammenzusetzen und gemeinsam Strukturen für den Alltag zu erarbeiten. Das sorgt häufig für mehr Akzeptanz, da sich alle einig sind, wie bestimmte Prozesse und Handlungen ablaufen sollen, zum Beispiel: Was passiert morgens zuerst? Wie laufen Elterngespräche ab? Wie ist die Aufsicht im Freien aufgestellt? Alternativ kann die Kitaleitung Vorgaben entwickeln, die dann jedoch dem Team vorgestellt werden sollten, sodass jeder Bescheid weiß und sich daran halten kann.“

Wie lässt sich garantieren, dass Kindereinrichtungen rechtssicher handeln?

„Vorgaben richtig zu erarbeiten, sodass man auf der sicheren Seite ist, hängt immer vom jeweiligen Erfahrungsstand ab. Allerdings kann man sich auch Hilfe holen. Nur ein Beispiel: Bezüglich Brandschutzvorrichtungen und –vorschriften kann man über den Träger einen Sicherheitsbeauftragten oder Ingenieur anfordern, der dabei hilft, Vorgaben zu formulieren. Auch eine Abstimmung mit der Unfallkasse kann hilfreich sein, da Prävention zu deren vordergründigen Anliegen zählt. Auf Grundlage einer gemeinsamen Begehung vor Ort können ebenfalls Anweisungen formuliert oder mit dem Team vereinbart werden.“

Lars Ihlenfeld

Welchen Tipp würden Sie Kitaleitungen noch mit auf den Weg geben?

„Die zeitnahe Reaktion auf das Verhalten von Mitarbeitern ist immer das Beste – sowohl im positiven wie im negativen Sinne. Dafür sind jedoch gewisse Strukturen und Vorgaben notwendig, damit dafür die nötige Zeit und der richtige Rahmen existiert. Zeitnahe Reaktionen verhindern schlechte Stimmung – Dinge ‘einfach so laufen zu lassen‘ geht meistens schief.“

Ein Beitrag aus der 2. Ausgabe unseres eKitamanagement Magazins kita.kompakt.