Wie begeistert man Kinder für
Klima-, Umweltschutz und Nachhaltigkeit?

Mit dieser Frage beschäftigte sich die Save Our Future (S.O.F.) Umweltstiftung und hat die KITA21 Initiative ins Leben gerufen. Im Interview erzählt uns Meike Wunderlich, was es mit dem Projekt auf sich hat.

Was ist der Auftrag der S.O.F.?

Die S.O.F. ist eine gemeinnützige Stiftung und hat den Auftrag, Umweltbewusstsein und nachhaltiges Handeln in der Gesellschaft zu fördern. Wir sind davon überzeugt, dass jeder und jede Einzelne von uns einen großen Beitrag dazu leisten kann, das Zusammenleben in unserer einen Welt verantwortlich mitzugestalten. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Veränderungsprozesse anzustoßen und einen Wandel hin zu einem klimafreundlichen und nachhaltigen Miteinander zu fördern. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt im Bereich frühkindliche Bildung. Unsere größte und bundesweit bekannte Initiative in dem Bereich ist KITA21. Das Unterstützungs- und Auszeichnungsverfahren feiert in diesem Jahr sogar schon sein 10-jähriges Jubiläum!

Was hat es mit KITA21 auf sich?

Mit der KITA21 Initiative unterstützen wir Kitas, die zu einem Lernort für nachhaltige Entwicklung werden wollen, mit Fortbildung, Beratung und Vernetzung. Außerdem zeichnen wir ihr vorbildliches Engagement öffentlich aus und informieren darüber. Da das Verfahren jedes Kita-Jahr stattfindet, kommen immer neue Einrichtungen dazu. Insgesamt haben wir seit Beginn 800 pädagogische Fachkräfte fortgebildet und über 272 Kitas ausgezeichnet. Das Besondere daran ist meiner Meinung nach die Intensität und die Entstehungsgeschichte. Die KITA21-Fortbildungen bieten die Möglichkeit, sich intensiv mit den Facetten einer klima- und ressourcenschonenden Entwicklung auseinanderzusetzen und sie ganz konkret auf den pädagogischen, aber auch wirtschaftlichen Kita-Alltag herunterzubrechen. Die Entstehungsgeschichte ist besonders, weil an der Entwicklung des Modells Träger, Verbände, die Wissenschaft und natürlich die Kitas selbst beteiligt waren.

Warum sollten Kitas das Zertifikat haben?

Weil Kitas einen bedeutenden Betrag für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft leisten. Sie prägen die Erwachsenen von morgen, die sich großen Herausforderungen wie dem Klimawandel oder dem Bevölkerungswachstum gegenüber sehen. Die Fridays For Future Bewegung hat gezeigt, dass auch die Kinder und Jugendlichen sich für ihre Zukunft engagieren. Um etwas erreichen zu können, brauchen sie Wissen um Zusammenhänge zu verstehen und bestimmte Kompetenzen zu erlangen. All dies findet in KITA21-Projekten statt.

Wie kann man sich für das Zertifikat KITA21 qualifizieren?

Grundsätzlich ist das KITA21-Verfahren offen für alle Kitas. Wir empfehlen allerdings, eine Fortbildung oder eine Beratung in Anspruch zu nehmen, bevor sich jemand an die Dokumentation setzt. Grundlage für den Juryentscheid ist nämlich das KITA21-Kriterienpapier, das dem offiziellen Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) entspricht und das die Auszeichnungsbedingungen formuliert. Für pädagogische Fachkräfte, die noch nicht so sehr mit dem BNE-Konzept vertraut sind, ist eine Beratung oder eine Fortbildung hilfreich, um zusammen mit anderen zentrale Inhalte zu erarbeiten und so zu sehen, wo man selbst steht.

Wie gestaltet sich das Fortbildungsangebot von KITA21?

Die KITA21-Fortbildungen sind kostenlos und finden in der Regel im Herbst/Winter statt, damit genügend Zeit für die praktische Umsetzung bis zur Bewerbung um die Auszeichnung bleibt. Wir starten mit einem zweitägigen Workshop, in dem wir die Grundlagen erarbeiten, um im Projektplanungsworkshop ein paar Wochen später konkret werden zu können. Ob es die Fortbildung einzelner Personen ist oder ein Teamworkshop: Ziel ist, dass die Teilnehmenden mit ganz konkreten Ideen für ihre Praxis aus den Angeboten gehen und motiviert sind, loszulegen!

Wie machen Sie auf sich aufmerksam? Gehen Sie gezielt auf Kitas zu oder kommen die Anfragen hauptsächlich von den Kitas selbst?

Das ist so unterschiedlich wie Kitas unterschiedlich sind. Natürlich informieren wir über verschiedene Kanäle über die KITA21-Initiative und gehen zum Teil auch aktiv auf einzelne Einrichtungen oder Träger zu. Mittlerweile stehen wir aber ohnehin im engen Austausch mit diversen Kooperationspartnern und Akteuren aus Politik, Verwaltung, von Trägern sowie Umweltverbänden.

Hat es einen Grund, dass Sie bisher nur in Norddeutschland aktiv sind?

Im Prinzip könnte KITA21 überall angeboten werden. Zur Umsetzung sind wir allerdings auf zusätzliche Drittmittel und idealerweise auf die Anbindung an eine Projektregion angewiesen. Derzeit arbeiten wir insbesondere mit Partnern in Hamburg und Schleswig-Holstein zusammen, die es uns ermöglichen, das Fortbildungsangebot und den Zertifizierungsprozess so anzubieten, dass den Kitas möglichst geringe Kosten entstehen. Wir können uns aber auch gut eine Ausdehnung auf andere Regionen vorstellen. Und punktuell arbeiten wir auch heute schon mit Trägern in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin oder Köln, um einige Beispiele zu nennen.

Haben Sie Tipps, die Sie den Kitas auf den Weg geben können?

Nach meiner Erfahrung ist der Austausch mit anderen Beteiligten sehr wichtig, wenn man BNE in der Kita umsetzen möchte. Es sollte mindestens zwei Personen im Team geben, die sich für dieses Thema begeistern und es vorantreiben. Gemeinsam macht es auch einfach viel mehr Spaß, die Welt zu retten! Und natürlich gibt es klassische Themen wie Ernährung, Abfall, Wasser oder Energie, die sich besonders anbieten und für die wir Handreichungen mit Praxistipps bereithalten. Wichtig ist: Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt und Veränderungsprozesse brauchen Zeit.

Wie groß ist Ihr Team? Aus welchen Bereichen kommen Ihre Mitarbeiter?

Das Team der S.O.F. umfasst derzeit neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist relativ interdisziplinär zusammengesetzt. Zu den Qualifikationen gehören die Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften sowie Medienwissenschaft und Fundraising – alle mit einem ausgeprägten Interesse für nachhaltige Entwicklung. Die meisten haben gerade Kinder im Kita-Alter. Das ist sehr gewinnbringend, da das Team dadurch taufrische und hautnahe Erfahrung darin hat, wofür sich schon kleine Kinder interessieren und welche Herausforderungen der Kita-Alltag mit sich bringt!

Zur Person

Meike Wunderlich hat die Bildungsinitiative KITA21 mit aufgebaut und ist derzeit hauptsächlich für die Öffentlichkeitsarbeit der S.O.F. zuständig. Welche Fragen Kinder beschäftigen, erfährt sie durch ihre drei Kinder, die alle noch die Kita besuchen.

Ein Beitrag aus der kita.kompakt – Das Magazin für eKitamanagement | Ausgabe 4|2019